Sonntagmorgen, 17. Dezember 2023

Ich bin in Verzug, grässlich in Verzug. Rhianna hält mich auf, eine unserer zwei zahmen Kühe.

Sie will sich partout nicht bewegen. Ganz nach dem Motto, ich hätte gerne ne extra Einladung und extra Streicheleinheiten – eine extra Wurst sozusagen. Die kriegt sie. Heute lasse ich mir Zeit, kraule sie hinter den Ohren, lass mich zwischen ihrem Kopf und dem Körper einklemmen, umwickeln, einwickeln. Die Wärme des Tieres wärmt auch mich, gibt mir Halt und ein Gefühl der Geborgenheit. So stehen wir beide mitten im Stall, die Grosse mit der Kleinen. Ein entschleunigendes Gefühl. Wie oft sagen wir, ich ha ke Zit, nume no schnäll das, nume no schnäll dieses … Was passierte, wenn wir uns öfters Zeit nehmen würden, um inne zu halten, frage ich mich. Ist nicht alles eine Frage der Prioritätensetzung? Es gibt Momente im Leben, die sind nicht wiederholbar. Sie warten nicht. Packen wir sie nicht, sind sie vorbei. Entglitten , weggeflogen – einem Schmetterling gleich.
Heute verliere ich nichts, wenn ich die Kaffeemaschine zehn Minuten später starte. Ich bin aber sicher, dass ich viel gewonnen habe.

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