3. März 2023 | Bauernzeitung: Gemeinsam statt einsam

3. März 2023: Gemeinsam statt einsam

Die Kolumnistin schreibt zu einem selbst gewählten Thema. Sie ist Bäuerin sowie Politikerin und lebt auf einem Milchwirtschaftsbetrieb in Zeihen im Kanton Aargau.

Frühlingsduft liegt in der Luft. Sie fahren wieder, die Güllefässer und Mistzetter. Das grelle Gelb des Schleppschlauches ist weit übers Tal erkennbar. Ein Farbtupfer in der Landschaft. Dieser neue Schleppschlauch sei das Nonplusultra, schwärmt der Bauer. Der Hammer, sei er, einfach nur geil. Er freut sich wie ein kleines Kind. Und das Beste daran, er ist nicht der Einzige. Mit ihm jubeln noch andere Bauern. Diesen Schleppschlauch haben sie, also wir, gemeinsam gekauft, mit der Maschinengemeinschaft (MG).

Unsere MG ist eine Gruppe von Landwirtinnen und Landwirten jeden Alters, alle aus der Nähe. Sie machen vieles gemeinsam, zum Beispiel den Maschinenkauf. Und alles ist ein Happening. So hat man zum Beispiel am Skiweekend, hoch oben in den Bergen, viel Zeit zum Fachsimpeln und zum Studieren, wie die Betriebe weiterentwickelt werden könnten. Das zumindest bilde ich mir ein. Vielleicht ist aber auch nur Zeit für anderes. Was mir mindestens so wichtig scheint. Nach tiefgreifenden Gesprächen in den frühen Morgenstunden steht der Entscheid fest. Eine neue Maschine muss her. Für deren Auswahl braucht es eine Zusammenkunft. Ebenfalls für das Testen der verschiedenen Modelle. Das muss begutachtet und gefeiert werden. Man steht am Feldrand und beobachtet kritisch Fahrer und Gerät. Bei Wohlgefallen und nach dem Kafi Schnaps wird bestellt, zum Beispiel ein Mistzetter. Bei dessen Lieferung ist es wiederum wichtig, dass ein Teil der Gruppe vor Ort ist. Beim Abladen der Neuanschaffung muss zugeschaut werden. Schliesslich geschieht das nicht alle Tage. Zudem kann es sein, dass beim ersten Einsatz auch nochmals … Nun denn, jeder Schritt wird gefeiert, begossen und gemeinsam begangen. Was mich immer wieder zum Lachen bringt, ist aber viel mehr als das. Es ist das gemeinsame Erarbeiten einer Sache, das Festlegen einer Strategie. Es ist das rosse Vertrauen in die Arbeit des oder der anderen. Das «mer mol es Föifi cha lo grad lo si» und «mer tüend ned räppele und sekündele». Das Sich-gegenseitig-Unterstützen und das Merken, nicht allein zu sein auf den Höfen. Einander helfen, sei es beim Arbeiten oder beim Feiern. Es ist der Beschluss, dass ein Bauer Pflanzenschutzexperte wird und auf allen Betrieben die Mittel ausbringt. Und jener, dass ein anderer alle Maschinen flickt. Am kürzlich besuchten Seminar sagte der Chef einer der Institutionen, die es wissen muss: «Kooperation ist das Wort der Zukunft. Wieso nicht gemeinsam Maschinen kaufen?» Ja, das kann ich bestätigen. Es funktioniert. Ich bin stolz, Teil einer solchen Kooperation zu sein. Das setzt Synergien frei, erleichtert die Arbeit, ist ein Effizienzgewinn und eine Zeitersparnis. Davon, was eine solche Zusammenarbeit für den sozialen Aspekt bedeutet, ganz zu schweigen. Gemeinsam statt einsam. Ich finde es grossartig.

Publiziert in Blog