Nein, sie liegt nicht träge in der Box, sie steht.
Stoisch und stolz, den Kopf in die Höhe gereckt, würdigt sie mich keines Blickes.
Fast schon ein bisschen arrogant. Redewendungen schwirren in meinem Kopf herum. Damit bin ich aufgewachsen. Damit war ich ein Leben lang umgeben.
Bevor ich ihr also auf die Füsse treten muss, der stolzen Dame, lege ich ihr alles zu Füssen, was ich habe. Mein Herz, meinen ganzen Charme, frisches Stroh … erfolglos. Keinen Millimeter bewegt sie sich, nicht Pamela. Wer ned wött, hett gha, denke ich und ziehe von dannen. Ebenfalls stoisch reinige ich die leeren Liegeboxen der anderen Kühe.
Bis sich hinter meinem Rücken etwas bewegt. Im Augenwinkel sehe ich es genau. Ich drehe mich um und siehe da: Hoch erhobenen Hauptes stolziert Pamela in den Laufhof. Sie hat mich mal wieder ganz schön für den Narren gehalten. Stramm marschiert sie an der Herde vorbei, ohne Rücksicht auf Verlust. Ganz selbstverständlich drängt sie sie sich vorne in den Melkstand. Die Letzten werden die Ersten sein, denke ich und lege auch die letzte verwaiste Boxe mit frischem Stroh aus.