Sonntagmorgen, 2. Juni 2024

Es fällt zunehmend schwer, dieser Trostlosigkeit etwas Positives entgegenzustellen.
Die Feuchtigkeit sitzt in jeder Ritze. Das neblige Grau scheint sogar der Weltlage zuträglich zu sein. Ans Kühe weiden ist nicht zu denken. Die Flurschäden wären zu hoch. Das heisst Winterfütterung, einmal mehr.
Unter den triefenden Johannisbeerstauden lachen mich die ersten reifen Trübeli an. Man fragt sich, wie diese rot werden konnten. Vielleicht wurden sie rot vor Scham, ob der Vorkommnisse rund um den Globus, ob der Empörung der Menschen über Dinge, die sie nicht betreffen, darob, wie wir uns zuweilen gegenseitig behandeln. Vielleicht fiel aber auch der eine oder andere Sonnenstrahl auf die Beeren und liess sie reifen. Der Tristesse zum Trotz, des Lebens- oder Überlebenswillen. Immerhin lassen sie mich für einen kurzen Moment in meine Kindheit abtauchen. Tanten und Grosstanten, das Grosi und die Mutter, alle Frauen auf Strohsäcken sitzend und Trübeli pflückend. Trübeli abläse. Eine illustere Frauenschar, eine Sinn stiftende Arbeit, ein farbiger Austausch. Die Einen füllten eifrig ihre Schälchen und die anderen waren dafür bedacht, dass die Truppe unterhalten wurde. Genau, wie es sein muss. Versonnen betrachte ich die Trübelistöcke. Warme Erinnerungen an einem trüben Tag.

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