Alle Jahre muss ich mindestens einmal meinen Mut zusammenpacken, meine Ängste überwinden und in luftige Höhen steigen.
Dabei spüre ich jeweils Muskeln, die ich sonst nie spüre, respektive ich spüre, wo ich keine habe. Beim Erklimmen der Tritte lasse ich sämtliche Silogeschichten der vergangenen Jahrzehnte Revue passieren. Ich bin froh, sind diese mächtigen Türme heute sicherer. Sie hätten damals sowohl meiner Schwester als auch mir das Leben beinahe frühzeitig beendet. Das Gas sitzt tief und ist geruchlos. Es gibt Seen. Und die Nase Erwachsener ist höher oben. Wir hatten Glück, Einmal, weil es die Eltern merkten. Einmal, weil das Kind merkte, dass etwas nicht stimmt und zu schreien begann. Ihm wurde eingebläut, wie gefährlich die Silogase sind und daran erinnerte es sich. Heute müssen wir die Silage nicht mehr mühselig von Hand aus dem Silo befördern. Eine automatische Silofräse erledigt diese Arbeit für uns. Welche Erleichterung, welch ein Glück.
So schwadronieren meine Gedanken von damals zu heute und kreisen um den Silo, bis ich die Plattform erreiche. Eine atemberaubende Aussicht erwartet mich. Eine frisch gewaschene Landschaft – wunderbar. Ich geniesse diesen Rundblick und den lauen Wind, der mich umsäuselt. Versonnen betrachte ich den Mäusebussard, der still vorbeigleitet und geniesse diesen intensiven Moment, dem
Himmel so nah.